Ein Beitrag der IWW Innsbruck
Repression gegen Gewerkschaftsarbeit? Inhaftierungen von Gewerkschafter:innen?
Wir in Österreich kennen das, wenn überhaupt, als historische Anekdoten.
Alles scheint hier friedlich durchstrukturiert. Für alles gibt es Formulare und Leitfäden – so auch für Streiks und Arbeitskämpfe. Und das geht dann so:
Bitte erstmal den:die Betriebsrat:innen kontaktieren. Die suchen um Genehmigung beim ÖGB an. Der dann wiederum ungern bis zum äußersten geht, v.a. wenn die SPÖ in der Regierung sitzt. Und dann am Besten zu für die Industrie günstigen Zeitpunkten. Wie wärs innerhalb der Kollektivvertragverhandlungen? Da wird sowieso damit gerechnet. 😉
Auf diese Art und Weise Arbeitskämpfe zu führen, beinhaltet bereits ein massives repressives Momentum – das bloß nicht auf den ersten Blick sichtbar ist.
Der “befriedete Klassenkampf”, wie ihn v.a. SPÖ und ÖVP gern nennen. Der von ihnen so genannte “Burgfrieden”… Von wegen!
Austrofaschismus, Nazifaschismus und Krieg in den 1930er und 1940er Jahren haben eine kämpferische Arbeiter:innenbewegung zerschlagen! 70 Jahre Sozialpartnerschaft haben einen nachhaltigen Wiederaufbau einer solchen Bewegung massiv erschwert und immer wieder aufs neue zunichte gemacht. Kollektivvertragverhandlungen sollen uns vermitteln, dass es gemeinsame Interessen zwischen der unternehmenden und der arbeitenden Klasse gäbe. Doch Arbeitskampf ist und bleibt Klassenkampf! Und dieser ist nicht auf runden Tischen verhandelbar.
Deshalb sind wir als IWW seit nun fast 10 Jahren dabei Strukturen in Österreich aufzubauen.
Für die Arbeiter:innenklasse ist Klassenkampf nicht ein mal pro Jahr im Zuge der Kollektivvertragverhandlungen. Klassenkampf ist jeden verdammten Tag! Und nicht nur auf den Arbeitsplatz bezogen. Weshalb unser Verständnis von einer Organisierung der Arbeiter:innen natürlich über die Realität am Arbeitsplatz hinaus geht.
Die Gewerkschaft sind wir! Die Arbeiter:innenklasse! Nicht bezahlte Funktionär:innen! Sie sind Handlanger des unterdrückerischen kapitalistischen Systems!
Und gerade heute – am internationalen Tag der politischen Gefangenen – ist deshalb wichtig anzusprechen:
In Schubhaft zu sitzen. Geld- und Verwaltungsstrafen im Knast abzusitzen. Gefangen zu sein zwischen mehreren Jobs, die grade zum Überleben reichen, und Care-Arbeit zu Hause. Gefangen zu sein zwischen Behörden die Verantwortlichkeiten hin und her schieben, bis du erschöpft und ausgebrannt, verzweifelt vereinzelst. Gefangen zu sein in abgelegenen und abgeschotteten Rückkehrzentren. Das ist die tägliche Realität der Arbeiter:innenklasse in Österreich!
Deshalb stehen wir heute hier! Solidarisch mit allen Gefangenen der Arbeiter:innenklasse! In Österreich und Weltweit!
Ob auf den Philippinen, in Indien, China, Myanmar, Thailand, Azerbaijan, Turkmenistan, Georgien, im Irak, im Iran, Afghanistan, Palästina, Syrien, Armenien, in Kurdistan, Diyarbakir, der Türkei, in Russland, der EU, in Albanien, Marokko, Algerien, Nigeria, im Kongo, Tschad, Sudan, in Argentinien, Chile, Brasilien, Kolumbien, Bolivien, Mexiko, in Chiapas, auf Haiti, in Guantanamo, den USA.Solidarität kann nur die stärkste unserer Waffen sein, wenn sie keine Gegenleistung fordert.
Wenn sie Branchen-, Nationalstaatliche- und Kulturelle Grenzen überwindet.
Wenn sie ein Klassenbewusstsein hat.
Hoch die Internationale Solidarität!
Wir sind nicht alle – es fehlen die Gefangenen!