Vor 15 Jahren wurde die IWW in Österreich gegründet. Was bisher geschah – und was weiterhin passieren wird.
Im Mai 2009 wurde die IWW in Österreich ins Leben gerufen. Damals nannten wir uns noch „IWW Wien“ und dachten nicht im Traum daran, dass wir ein paar Jahre später Ortsgruppen in Wien, Salzburg, Innsbruck und Vorarlberg sowie Mitglieder überall in Österreich haben würden. Zunächst waren wir nämlich nur fünf Personen. Nach dem Beitritt des fünften Mitglieds bekam diese Handvoll österreichischer Wobblies ein Mail von der für den deutschsprachigen Raum zu- ständigen IWW-Ebene GLAMROC, in dem stand, dass wir allmählich beginnen könnten, eine eigene IWW-Struktur in Österreich aufzubauen. Voraussetzung dafür war natürlich, dass wir einander kennenlernten. Und so trafen sich an einem schönen Mai-Tag des Jahres 2009 diese fünf Leute in einem Wirtshaus im Schweizergarten. Weshalb wir genau dieses Lokal ausgewählt haben, weiß niemand mehr. Und auch damals wussten wir nicht so recht, was wir nun anfangen sollen. Die fünf waren entweder in anderen linken Organisationen aktiv oder gerade sehr frustriert von linken Organisationen. Was uns einte, war unsere Überzeugung, dass eine Organisation strömungsübergreifend sein muss und dass sich diese Organisation mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner befassen muss – dem Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit, der Ausbeutung, der Scheiß-Lohnarbeit …
Scheiß-Lohnarbeit …
Wir begannen uns regelmäßig zu treffen, planten kleine Kampagnen, hatten viele Ideen. Die meisten wurden nie umgesetzt. Nach etwa drei Jahren verlief sich die IWW Wien allmählich: Leute kamen nicht mehr, andere zogen weg. Kurzzeitig gab es noch Aktivitäten in Graz. Aber bald sah es so aus, als wäre das Projekt einer IWW in Österreich gescheitert.
Der Initiative eines der Gründungsmitglieder und von ein paar neuen Wobblies ist es zu verdanken, dass dies nicht passierte. 2015 wurde der nächste Anlauf gestartet. Wieder trafen einander eine Handvoll Leute – doch diesmal gingen wir die Sache strukturierter an. Durch ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit und ein paar kleine Arbeitskämpfe erhielten wir etwas Aufmerksamkeit. Wir verteilten die paar organisatorischen Aufgaben, die zu erledigen waren und widmeten uns der Kernaufgabe der IWW: dem Organizing. Alte und neue Mitglieder absolvierten die IWW-internen Organizing-Workshops und begannen in ihren Betrieben mit dem Aufbau von Betriebsgruppen.
Dies zog wieder neue Leute an, die merkten, dass da etwas Aufregendes passierte. Und das unterschied sich von dem, was andere linke Gruppen so trieben und noch mehr von dem, was die großen sozialpartner- schaftlichen Gewerkschaften und ihre Fraktionen tun.
IWW-Mitglieder sind oft mit der Frage konfrontiert, was wir eigentlich machen. Wir treten nicht mit Pomp und Getöse bei jeder Demo auf, wie das die meisten anderen Organisationen tun. Selbst jene, die in Betrieben aktiv sind, tragen nicht notwendigerweise jeden Tag ein IWW-Shirt oder versuchen ständig ihre Kolleg:innen zur Mitgliedschaft bei uns zu überreden. Denn die IWW ist ein Mittel zum Zweck. Wir brauchen und freuen uns über jedes neue Mitglied – wir wollen aber niemanden überreden.
Druck aufbauen
Wir unterstützen einander bei der Betriebsarbeit und in Arbeitskämpfen. In den Betrieben mischen sich Wobblies ein und versuchen, zusammen mit ihren Kolleg:innen die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Machtverhältnisse zumindest punktuell zugunsten der Belegschaft zu verschieben. Denn das ist genau das, was eine Gewerkschaft tun sollte.
In den vergangenen 15 Jahren haben Wobblies in Österreich bereits Kündigungen verhindert, Betriebsgruppen aufgebaut und in Arbeitskämpfen dafür gesorgt, dass sozialpartnerschaftliche Betriebsrät:innen nicht den erstbesten Kompromiss abgeschlossen haben. Einige von uns haben auch das Experiment gewagt und ließen sich in Betriebsräte wählen; dabei machten sie eher durchwachsene Erfahrungen, konnten aber auch hier Druck aufbauen. Kurz: Wo immer österreichische Wobblies in den vergangenen 15 Jahren aktiv waren, haben sie Kolleg:innen konkret bei Problemen unterstützt und kleinere und größere Auseinandersetzungen gewonnen. Und all das werden wir auch während der nächsten 15 Jahre tun.
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