DIE SOLIDARISCHE GEWERKSCHAFT

#Deliverunion

on 27. December 2016 Allgemein with 0 comments

Deliveroo, Uber-Foods und Foodora sind junge Start-Ups, die mit einer Menge Startkapital rasant global expandieren. Sie lassen Zweifel aufkommen, ob der digitale Kapitalismus das Ende der Arbeit bedeutet, wie mancherorts behauptet wird. Denn die Radfahrer*innen, die für die neuen Internet-Lieferdienste unterwegs sind, müssen sich abstrampeln und tragen im Straßenverkehr ein enormes gesundheitliches Risiko. Mit der Kampagne #deliverunion melden sich nun die Fahrer*innen zu Wort.

Soziale Absicherung? Fehlanzeige!

Da die meisten Fahrer*innen (schein-)selbstständig sind, fehlt für sie jede soziale Absicherung im Risiko-Job. Für einen geringen Lohn plus Boni pro Zustellung wird den Fahrer*innen volle Flexibilität abverlangt, sie fahren auf ihren eigenen Rädern und sind ständiger Kontrolle ausgesetzt, da ihre Fahrtwege und Fahrtzeiten genau überwacht werden.
Doch die Vernetzung übers Internet hat auch ihre Vorteile für die meist jungen Arbeiter*innen: Sie bieten die Möglichkeit, sich auszutauschen und sich abzusprechen. So drehten dieses Jahr in Berlin Deliveroo-Fahrer*innen ihre Känguru-Rucksäcke auf den Kopf, um gegen die schlechte Bezahlung zu protestieren und erhielten schließlich einen Regenzuschlag.

Die Arbeiter*innen organisieren sich nun auch international

In London organisierten Deliveroo-Fahrer*innen einen wilden Streik und wehrten sich erfolgreich gegen die Umstellung der Bezahlung auf reinen Stücklohn. Sie waren Vorbild für den selbstorganisierten Widerstand gegen die prekären Arbeitsbedingungen auf internationaler Ebene: Auch in Mailand und Turin kämpften die Foodora-Fahrer*innen mit selbstorganisierten Streiks und Protestaktionen erfolgreich für höhere Löhne beim Berliner Start-Up.

Für bessere Arbeit überall: Die Kampagne #deliverunion

Initiatoren der Kampagne sind die Deliveroo-Fahrer*innen der Industrial Workers of the World (IWW) Bristol: Selbstbewusst schildern Deliveroo-Fahrern aus Bristol in einem Video, das seit Tagen im Internet kursiert, wie sie erste Schritte unternommen haben, um Verbesserungen auf der Arbeit zu erreichen.
An #deliverunion nehmen Basisgewerkschaften aus über acht Ländern teil, an die sich Fahrer*innen wenden können. Ziel der Kampagne ist es, den Austausch über kollektive gewerkschaftliche Aktionsmöglichkeiten anzuregen und den Lieferdienst-ArbeiterInnen eine Plattform zur internationalen Vernetzung zu bieten, auf der sie sich über Ihre Rechte informieren können.

Hier finde ich gewerkschaftliche Unterstützung:

Wer Verbesserungen erreichen möchte, kann sich in Deutschland an die Industrial Workers of the World (deutschsprachiger Raum) und die Freie ArbeiterInnen Union (FAU) wenden. Fahrer*innen in Österreich können sich bei der IWW-Wien melden (wien@iww.or.at) und in der Schweiz an die Mitglieder der IWW in der Schweiz (jam@wobblies.org).